Mandan­ten­zeit­schrift 2/2013

Wissen Sie eigentlich,

wer alles was von Ihnen weiß? Sicherlich werden Sie nicht mit dem Herz auf der Zunge durch die Gemeinde gehen, weil vieles nur Sie selbst, allenfalls noch die Familie etwas angeht. Aber selbst da hat man seine Geheimnisse. Erstaunt war ich dann, als ich erfuhr, dass verschiedene Firmen ihre Mitarbeiter überwachen, ohne dass die das merken. Das ging so weit, dass auf Toiletten Überwa­chungs­kameras unauffällig angebracht waren zur Überwachung höchst privater Geschäfte. Ich dachte, dass man da ein merkwürdiges Menschenbild haben muss, wenn man Bedarf hat, Mitarbeiter auf dem Örtchen nicht aus den Augen zu lassen. Es kommt aber noch besser. Mir passierte es vor einiger Zeit, dass ich einen Rucksack brauchte und bei Google das Angebot an Rucksäcken überschauen wollte. Darin stöberte ich dann. Ich wunderte mich, dass später, bei welcher Seite im Internet ich landete, immer Rucksack­an­gebote eingeblendet wurden. Die Nachfrage bei einem IT-Spezia­listen ergab, dass das Methode sei und die Wirtschaft bereits in der Lage ist, Preise individuell anzupassen, je nachdem wie dringend nach einem Objekt oder einer Dienst­leistung gesucht wird. Aus meinem Denken, dass sich im Internet auslesen lässt, werde ich also eintaxiert. Da wundert man sich nicht mehr, wenn die Frankfurter Allgemeine am 2.8. im Feuilleton artikelt: Wir finden alles über euch heraus. Das ist jedenfalls die Praxis der National Security Agency, des US-Geheim­dienstes. Wenn ich verdächtig bin, kann der Sicher­heits­dienst in Echtzeit mitlesen, wie ich gerade mein Editorial erstelle. Was war der Westen so froh, dass er keine Stasi hatte. Heute kann der Osten froh sein, dass die Stasi damals nicht die Fähigkeiten der Amerikaner hatte. Und die Politik schweigt sehenden Auges, dass wir immer intensiver ausgespäht werden. Lassen wir uns das gefallen? Dass wir Anwälte dagegen sind, ist klar. Sie auch

Ihr

Hartmut Roth

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