a) Es entsteht ein Konflikt
Dass Konflikte entstehen, ist im Zusammenleben völlig normal. Die Frage ist aber, was geschieht mit dem Konflikt. Kann man ihn lösen? Wollen beiden Parteien den Konflikt lösen? Oder entsteht ein Machtkampf? Aus dem Konflikt entsteht auf der persönlichen Ebene eine Auseinandersetzung.
Beispielhaft kann es geschehen, dass ein neuer Mitarbeiter mit neuen Ideen und frischem „Wind“ in eine fest eingefahrene Abteilung kommt. Die dort bereits arbeitenden Kollegen fühlen sich „bedroht“ und beginnen, den neuen Kollegen auszugrenzen, in dem Informationen vorenthalten werden, so dass dieser mangels kompletten Informationsstandesmöglicherweise Fehler begeht.
b) Psychoterror entsteht
Nun beginnt sich aus dem anfänglichen Konflikt eine gewisse Systematik zu entwickeln. Der Betroffene wird zur Zielscheibe. Die Beteiligten denken sich konkret Handlungen aus, um dem Betroffenen zu schaden.
Diese Phase ist die eigentlich schlimme Phase, in dem der Umschwung vom geachteten Kollegen zum totalen Außenseiter beginnt. Dies passiert meist unmerklich in kleinen Schritten. Vielleicht wird man plötzlich nicht mehr gegrüßt. Die vormalige gemeinsame Mittagspause wird einfach verschoben, so dass man nicht mehr teilnehmen kann. Man weiß als Betroffener zunächst nicht, was los ist, sucht vielleicht den Fehler bei sich – Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Oder haben die anderen bloß einen schlechten Tag? Dies beginnt sich auch auf den Betroffenen auszuwirken, der vielleicht zurückhaltend oder misstrauisch wird.
Die Ausprägungen von Mobbing Handlungen sind hier sehr verschieden.
Wir haben hier zum einen den konkreten verbalen oder tatsächlichen Angriff:
- der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeiten ein, sich zu äußern
- man wird ständig unterbrochen
- man wird beschimpft oder angeschrien
- man wird ständig in seiner Arbeit kritisiert, oftmals auch vor Kunden oder Kollegen
- Telefonterror
- Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten oder durch Andeutungen.
- Man zwingt dazu, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewusstsein verletzten oder die unter dem Ausbildungsstand sind
Dann den unmerklichen, schlecht greifbaren Angriff, der meist auch schwer nachweisbar ist, durch
- man wird wie Luft behandelt
- andere werden angewiesen, nicht mehr mit dem Betroffenen zu sprechen
- es wird hinter dem Rücken schlecht gesprochen
- man verbreitet Gerüchte, verdächtigt, psychisch krank zu sein
- man macht sich über die politische oder religiöse Einstellung lustig
- man hält Informationen vor
Natürlich sind diese Aufzählungen nur beispielhaft und nicht abschließend.
c) erste Folgen auf die Mobbing Handlungen
Die vorgenannten Handlungen gegen den Betroffenen über einen längeren Zeitraum, manchmal über Monate, Jahre führen dazu, dass der Betroffene als Opfer Fehler macht, es treten psychosomatische Erkrankungen aus, es brechen andere Krankheiten aus, so dass der Krankenstand sich zu erhöhen beginnt.
Die Reaktionen des Arbeitgebers sind zunächst Versetzungen oder Abmahnungen. Der Vorgesetzte versucht zu reagieren, in dem er die ihm rechtlich zur Verfügung stehenden Mittel ergreift, um gegen die objektiv sichtbaren Missstände (hohe Fehlerquote, hohe Fehlzeiten wegen Erkrankung des Mobbingopfers) zu reagieren.
Genau diese ungerechten Maßnahmen aus Sicht des Betroffenen führen dazu, dass sich das Mobbingopfer völlig unverstanden fühlt und meint, dass er völlig rechtlos diesen Dingen ausgesetzt ist. Die Folge ist – Krankheitssymptome verstärken sich. Die Lage wird immer auswegloser, da eher das Opfer als die Mobber in der Öffentlichkeit als „das Problem“ angesehen werden, das mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen überzogen wird.
d) Das Arbeitsverhältnis wird beendet
Der letzte Schritt ist in der Regel die Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Entweder durch eine Kündigung des Arbeitgebers. Nicht selten in der anwaltlichen Beratungspraxis ist jedoch auch, dass das Mobbingopfer es nicht mehr aushält und gemeinsam mit dem Anwalt über Möglichkeiten nachdenkt, wie das Arbeitsverhältnis beendet werden kann.